Agile Spiele und Simulationen in der Teamentwicklung


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Agile Spiele haben zum Ziel, Teams in ihrer Entwicklung zu unterstützen und unterschiedlichste Skills und Fähigkeiten rund um das agile Arbeiten zu simulieren, zu schärfen und zu trainieren.

Vor diesem Hintergrund gebe ich in diesem Beitrag einen praktischen Erfahrungsbericht.

Ich war vor einigen Tagen einer der Facilitatoren der Agile Games VII – Play to Learn der AgileUFRA. Dabei führte ich durch die Scrum-Simulation "Das Haus vom Nikolaus", einer remote-fähigen Variante des Ball Point Game. Ziel des Spieles ist die Erfahrung empirischer Prozesskontrolle. Die Teilnehmenden erfahren also Runde für Runde, wie man sich schrittweise auf Basis vorhergehender Erfahrungen verbessert.

Und die konkrete Spielrunde hat innerhalb kürzester Zeit erstaunliches gezeigt.

Inhaltsverzeichnis

Beobachtungen und Erlebnisse

Zunächst noch ein paar Worte zum Kontext. Die Teilnehmenden waren Agile Coaches, Scrum Master, Berater, Trainer und Entwickler. Für niemanden war agiles Arbeiten Neuland. Die Gruppe war mit 7 Spieler:innen und damit hart am oberen Größenlimit besetzt.

Wir haben vier Runden gespielt. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass jede Runde aus den folgenden Schritten in einer sehr engen Timebox besteht:

  • Vorbereitung
  • Durchführung
  • Auswertung der Ergebnisse
  • Reflexion

Spoiler-Warnung: Wenn Du das Spiel selbst erleben und daraus lernen möchtest, liest Du jetzt besser nicht mehr weiter. Der folgende Text verdirbt Dir ansonsten höchstwahrscheinlich die eigene Erfahrung.

Hier in Stichpunkten und ohne Gewähr auf Vollständigkeit die Punkte, die wir gemeinsam bei der Endreflexion im Debriefing identifizierten:

  • Die Gruppendynamik schlug von der ersten Sekunde an zu. Es gab in der Gruppe laute und leise Charaktere. Dies führte dazu, dass die Leisen nicht gehört wurden bzw. sich nicht gehört fühlten und sich somit nach und nach aus den Diskussionen zurückzogen. Das entsprechende Durcheinander zog sich durch alle Schritte und Runden.
  • Dies führte ebenfalls dazu, dass in der Vorbereitungsphase Vorschläge ignoriert oder nicht bis zum Ende durchgesprochen wurden.
  • Dabei kam die Gruppe nie auf die Idee, die Rolle der Moderation zu besetzen. Weder vergaben sie die Rolle intern, noch fragten sie mich um Unterstützung, was eine valide Option war. Entsprechend waren v. a. die Vorbereitung und Reflexion ein großes Chaos.
  • Selbst einfachste Remote-Regeln wie z. B. das Heben der Hand, um Sprechbereitschaft anzukündigen, waren im Spiel komplett vergessen.
  • Generell hat die Gruppe für die Arbeiten nie klare Rollen verteilt. Jeder Mensch war für alles verantwortlich. Und wenn jeder verantwortlich ist, ist niemand verantwortlich.
  • Die Gruppe hatte nie ein gemeinsames Ziel oder Bild des Ergebnisses. Als eine Art Product Owner habe ich vorgegeben, dass ich Nikolaushäuser möchte und einige Akzeptanzkriterien angegeben. Doch die Arbeitsgruppe hat am Ende erkannt, nie auch nur einen fertigen Prototyp abgestimmt und gebaut zu haben.
  • Entsprechend konnte ich viele Ergebnisse nicht akzeptieren. Die Gruppe hat schlicht und ergreifend die Regeln bzw. Akzeptanzkriterien ignoriert.
  • Wie schon erwähnt, habe ich nie die Menge der Nikolaushäuser vorgegeben. Ich habe zwar ab Runde 2 gefragt, wie viele sich das Team wohl zutraut zu bauen. Doch das war eben nur eine Frage, keine Vorgabe. Trotzdem hat sich die Gruppe in den Kopf gesetzt, unbedingt gewinnen und diese Menge erreichen zu wollen, obwohl es nie ein Ziel war.
  • In der Reflexionsphase lag der Fokus bereits auf Lösungen, ohne das eigentliche Problem identifiziert zu haben.
  • Die Timebox und die Frage nach der erwarteten Menge hat Stress ausgelöst.
  • Dieser Stress und die eingangs beschriebene Gruppendynamik hat die Einhaltung der Timebox erschwert. Die Gruppe war schwer zu steuern aufgrund des selbst auferlegten Fokus auf das Gewinnen und die dadurch entstandene Unruhe.

Das gesamte Spiel dauerte mit Einführung, den vier Runden und der Abschlussreflexion 45 Minuten. Und es hat in dieser kurzen Zeit vieles von dem gezeigt, was im Alltag passiert.

Fazit

Die Teilnehmenden waren durch die Bank keine Neulinge in Sachen Agilität und Zusammenarbeit. Und trotzdem hat die kurze Simulation genügt, um zu zeigen, was im täglichen Projektleben alles schiefgeht und schiefgehen kann. Selbst einfachste Basiswerkzeuge und grundsätzlichstes Verhalten waren vergessen, als Zeitdruck und vermeintliche Ziele buchstäblich ins Spiel kamen.

Diese Erkenntnis hat bei den Teilnehmenden positives Erstaunen ausgelöst und ihnen viele Gedanken für die kommenden Arbeitstage mitgegeben. Und ja, auch wenn es bisher nicht so klang, hatten wir auch einen Riesenspaß.

Deshalb mein Tipp: Spiele mehr Spiele und nutze mehr Simulationen. Sie geben Dir die Chance, in einem zeitlich begrenzten, geschützten Raum Erfahrungen zu sammeln. Und eben besser in wenigen Spielminuten als bedeutend teurer im echten Projekt.

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