Der subjektive Zustand von Teams in 2023


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Was sind wiederkehrende Probleme in Softwareentwicklungsteams? Mit welchem "Zustand" gehen wir in 2023?

Diese Frage habe ich Ende Januar beim open:bumble:space gestellt. Ich war neugierig, was außerhalb meines eigenen Wirkungsbereichs geschieht.

Das Ergebnis ist auf dem folgenden Bild zu sehen:

Bild eines Whiteboards mit den Stichpunkten, die im Artikel behandelt werden

Nichts auf dem Whiteboard ist neu. Was mich überrascht ist, wie aktuell und in den Köpfen präsent diese Punkte in 2023 noch immer sind.

Sehen wir uns einige der Punkte näher an. Das Gedächtnisprotokoll startet mit den Basics.

Grundlagen von Kommunikation und Kollaboration

Die Punkte effiziente Meetings und effektive Meetings zeigen, dass noch immer zu viele Menschen zu viel Lebenszeit in schlechten Besprechungen verschwenden. Zugegeben, diese Thematik steckt schon sehr tief und fest in einer Unternehmenskultur. Auf der anderen Seite ist Besprechungsführung eine Fähigkeit, die gelernt werden kann. Über die wichtigsten Grundlagen von Kollaboration, die Wichtigkeit der richtigen Frage und einfache Verbesserungen für Retrospektiven habe ich bereits geschrieben.

Ein Aspekt der asynchronen Kommunikation geht bereits im Abschnitt oben auf: Es braucht nicht immer eine Besprechung, um Informationen auszutauschen. Der bekannte Spruch "this meeting could have been an email" sagt es bereits deutlich.

Wie wir uns ausdrücken

Obwohl wir in Teams oder an Projekten bzw. Produkten zusammenarbeiten, fehlt erstaunlich oft eine gemeinsame Sprache. Im komplexen Umfeld der Softwareentwicklung sind interdisziplinäre Teams zur effektiven Lösungsfindung unumgänglich. Und jede dieser Disziplinen hat ihre eigene Sprache und Ausdrucksweise. Das trifft sowohl auf verschiedene technische Fachrichtungen als auch beteiligte Menschen für Design, Test, Marketing, Sales usw. zu.

Dabei muss nicht jede:r im Team Expertise in allen Domänen aufbauen. Nur muss jede:r alle Kommunikationspartner:innen verstehen. Und das bitte ohne Abkürzungen oder nur mit klar definierten und allen bekannten Akronymen.

Ein einfacher Test? Vergleiche, was jede:r im Team und an den Teamgrenzen unter Begriffen wie z. B. "Bug", "Wert" oder "Kundin" versteht. Oder die Unterschiede, die es machen kann, wenn von Projekt oder Produkt gesprochen wird.

Einen Unterschied macht Sprache nicht nur bei der Kommunikation miteinander, sondern auch beim übereinander.

Das beginnt mit einer Art von Verwaltungssprache, in der Menschen wie Maschinen verstanden werden. Beispiele bei Projekten sind Bezeichnungen wie Vollzeitäquivalent bzw. Full Time Equivalent (FTE), Personentage (PT), Kapazitätsplanung und Auslastungsplanung. Dies setzt sich fort in Erwartungshaltungen, die z. B. mit Prozessen (exakte Einhaltung wie ein Computerprogramm?), Mindset-Änderungen (einfache Umprogrammierung?) oder Velocity (kontinuierliche Steigerung?) verbunden werden.

Und es gibt Vorwürfe wie die Faulheitsvermutung vs. Überforderungsvermutung. Dabei geht das Menschenbild des Managements von grundsätzlich faulen und straff zu steuernden Angestellten aus. Und im Gegenzug denken die Angestellten an ein Management, welches mit "der Lage" heillos überfordert ist. Hier spricht wieder vieles dafür, dass eine gemeinsame Sprache und ein Verständnis der anderen Partei fehlen.

Dezentrale Zusammenarbeit

Corona hat viel verändert in den letzten drei Jahren. Remote-Arbeit ist dabei ein komplexes Thema mit Vor- und Nachteilen. Sie macht die Zusammenarbeit anders, nicht immer leichter und trotzdem nicht unmöglich. Nicht alles ist gekommen bzw. geblieben, wie prognostiziert. Es gibt keine Patentlösung und jedes Unternehmen muss die für sich beste Lösung finden. Nur wegzudiskutieren oder wegzuwünschen ist die verteilte Zusammenarbeit nicht mehr.

Aus diesem Blickwinkel fällt es immens schwer, noch Verständnis für fehlende, nicht erlaubte oder dauerhaft deaktivierte Kameras aufzubringen. Nonverbale Kommunikation ist immens wichtig und wertvoll. Und "früher" saßen wir schließlich auch nicht mit Papiertüten über den Köpfen in Besprechungen.

Es gibt immer einen Weg

Es wird immer einen Prozess geben. Die Frage ist nur, ob es das offiziell gewünschte oder das tatsächlich gelebte Vorgehen ist. Wenn Menschen einen besseren Weg erkennen, werden sie diesen wahrscheinlich gehen. Wenn sie inkompatible Teilsysteme erkennen, bauen sie wahrscheinlich Adapter. Sie hacken das System.

Wozu machen wir das?

Was ist das gemeinsame Problem der Organisation? Wozu gibt es das Entwicklungsteam und was ist sein Ziel? Weiß jeder Mensch im Team genau, was ihr Beitrag ist und ist von diesem "warum" begeistert? Wie zahlt das Team auf die Vision und Mission des Unternehmens ein? Legt das Unternehmen mehr Wert auf "mehr" Produkt bzw. hocheffiziente Ablauf- und Kostenstrukturen oder "bessere" Produkte?

Liegt der Fokus eines Entwicklungsteams und des Unternehmens primär auf einer reinen, sturen Abarbeitung von Aufgaben? Oder liegt das Hauptaugenmerk auf einem Mehrwert, der für die Kundin durch ein Produkt geschaffen wird - also auf einem Value-Fokus? Hat das Softwareentwicklungsteam beispielsweise direkten Kontakt mit der Endkundin und kann schnellstmöglich Feedback einholen? Oder geschieht das ganze über diverse Zwischenstationen und entsprechender Flüsterpost?

Alle diese Fragen zielen auf den Motivationsbaustein "Purpose" bzw "Zweck" (und eben nicht Sinn). Fehlt dieser Zweck, ist den Teammitgliedern der Wert ihres Beitrags nicht klar. Ohne Ziel können sie ihre Kräfte nicht, ja, gezielt einsetzen. Oder sie kennen das Ziel und sind davon nicht inspiriert.

Fazit

Ein Teilgeber hat am Ende der Session die Schlussfolgerung gezogen, dass fast alles Kommunikationsprobleme sind.

Schlussendlich läuft es für mich darauf hinaus, dass auch in 2023 viel zu tun ist in Sachen Zusammenarbeit - im Entwicklungsteam, an den Grenzen des Teams, in der Gesamtorganisation und mit der Kundin.

Was ist der beste Einstiegspunkt? Was ist besonders „leicht“ zu lösen? Das sind oft zwei Paar Schuhe.

Mein erster Check wäre die psychologische Sicherheit in einer (Teil-)Organisation. Prüfen, was sich dort getraut wird und warum was nicht. Das regelt als Basis alle folgenden Schritte.

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