Gut, schlecht, falsch, richtig, Fehler und Irrtum


schätzungen
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Diese Worte hören wir oft und ich stelle hiermit die Hypothese auf, dass wir sie v. a. im Arbeitsalltag zu austauschbar nutzen.

Gut, schlecht, falsch, richtig, Fehler und Irrtum. Diese Begriffe hängen natürlich zusammen und trotzdem sind die feinen Unterschiede in der Wahrnehmung bei der Arbeit mit Menschen wichtig. Denn Worte machen Wahrheit (noch so ein Begriff).

Was ist ein Fehler?

Schauen wir uns zunächst eine Definition an: "Ein Fehler ist die Abweichung eines Zustands, Vorgangs oder Ergebnisses von einem Standard, den Regeln oder einem Ziel". Oder auch anders ausgedrückt ist ein Fehler ein "Merkmalswert, der die vorgegebenen Forderungen nicht erfüllt".

Unter diesen Voraussetzungen ist beispielsweise ein Vertipper ein Rechtschreibfehler. Es ist eine Abweichung von einem Rechtschreibstandard. In der Mathematik ist ein falsches Ergebnis ein Rechenfehler. Es ist eine Abweichung von einem erwarteten Ergebnis. Eine solche Abweichung sind auch Softwarefehler. War die Anforderung ein blauer Button und geliefert wird ein gelber, dann ist das ein Fehler. Der Button entspricht nicht dem vorgegebenen Ziel.

In allen Fällen ist das Ergebnis falsch und wir haben einen Fehler gemacht. Geprägt aus der Schule und von diversen Rechtschreibprüfungen bringe ich Fehler meist in Zusammenhang mit der Signalfarbe "rot". Und rote Hinweise machen mich bis heute nervös und ich fühle mich schlecht dabei. Es fühlt sich nach drohender Strafe und Maßregelung an.

Was ist ein Irrtum?

"Der Irrtum [dagegen] bezeichnet im engeren Sinne eine falsche Annahme oder Meinung [...], wobei der Behauptende, Meinende oder Glaubende jeweils das Falsche für richtig hält. [...] ein Irrtum [entsteht] unabsichtlich aus falschen Informationen oder Fehlschlüssen".

So gesehen kann eine Erzählung über ein vergangenes Ereignis Irrtümer enthalten, da zeitliche Zusammenhänge durcheinander kamen. Bei einer Wegangabe kann sich eine Person geirrt haben, da sie den eigenen Standort oder eine Abbiegung verwechselt hat.

Auch in diesen Fällen ist das Ergebnis falsch. Passiert es mir persönlich, fühle ich mich durchaus noch schlecht. Allerdings bei Weitem nicht so stark und lange wie bei einem Fehler.

Bei einem Irrtum wird klar, dass wir auch nur Menschen sind in einer Welt voller Unsicherheiten. Wir können Entscheidungen nur anhand der jeweils aktuell verfügbaren Informationen bzw. Beweise treffen. Ein Mangel an Beweisen, deren Qualität und der bewusste wie unbewusste Umgang mit diesen beeinflussen Entscheidungen und können alles Ursachen für einen Irrtum sein.

Der feine Unterschied

Und mit dieser langen Einführung komme ich wieder zum Thema Schätzungen. Wer kennt nicht Aussagen gegenüber Entwickler:innen wie "eure Schätzung war schlecht" oder "ihr habt bei der Schätzung einen Fehler gemacht"? Wie kann eine Schätzung denn gut oder schlecht sein? Wenn sie im Nachgang zufällig nahe am Endresultat war oder nicht den Wünschen bzw. Erwartungen des Anfordernden entsprach?

Es gibt nur eine Sicherheit: Schätzungen sind immer falsch. Sie sind unscharfe Daten, die auf Basis von Annahmen gemacht werden. Der Punkt ist, dass die Schätzenden dabei keinen Fehler gemacht haben. Ihr Ergebnis wich weder von einem fest erwarteten Ergebnis ab, noch haben sie Regeln verletzt oder ein Ziel verfehlt. Sie haben eine Entscheidung getroffen und sie haben sich geirrt.

Fazit

Dies trifft auch auf Dich persönlich zu. Du kannst Entscheidungen nur auf Basis der vorliegenden Beweise treffen. Ja, diese Entscheidung kann ex post richtig oder falsch sein. Sie ist jedoch weder gut noch schlecht. Das Resultat der Entscheidung kann gut oder schlecht sein, nicht die Entscheidung selbst. Und Du hast dabei keinen Fehler gemacht. Du hast Dich einfach geirrt.

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