Wer möchte das nicht: High-Performance-Teams, die hochproduktiv arbeiten? Doch was heißt „Produktivität“ eigentlich in der Softwareentwicklung?
Aussagen wie „wir müssen produktiver werden“ oder das Versprechen von höherer Produktivität sind in Unternehmen keine Unbekannten. Und wie Peter F. Drucker schon sagte: Die Produktivität von Wissensarbeitern ist die größte Herausforderung für das Management im 21. Jahrhundert.
Da lohnt sich doch ein genauerer Blick.
Dieser Artikel entwickelt sich unregelmäßig weiter. In die Überarbeitungen fließen neue Erkenntnisse aus der Literatur, praktischer Erfahrung und Diskussionen ein. Letzte Aktualisierung: 05.04.2024.
Die Suche nach einer Definition von Produktivität zeigt mindestens zwei Wege auf: die wirtschaftswissenschaftliche Sicht und die persönliche Perspektive.
Im wirtschaftlichen Kontext bezieht sich Produktivität auf die Menge der produzierten Güter oder Dienstleistungen pro Zeiteinheit pro Mitarbeiter oder pro eingesetzter Ressource. Sie beschreibt das Verhältnis von Output zu Input bei der Durchführung von Aufgaben, Prozessen oder Aktivitäten. Als Kennzahl betrachtet ist Produktivität ein Maß dafür, wie Mittel genutzt werden, um bestimmte Ziele zu erreichen.
„Produktiv“ bedeutet, dass die eingesetzten Ressourcen in einem günstigen Verhältnis zur erzielten Wirkung stehen. Ist dies nicht der Fall, wird von „Unproduktivität“ gesprochen.
In einem persönlichen oder beruflichen Kontext kann Produktivität bedeuten, wie ein Mensch Aufgaben erledigt und Ziele erreicht. Ab hier kann z. B. abgebogen werden zu persönlicher Arbeitsorganisation – was ein Thema für sich ist.
Doch der Faktor Mensch erlaubt eine erste Fokussierung: Was ist Produktivität in der Wissensarbeit?
Die Einschränkung auf die Wissensarbeit bietet sich im Rahmen von Softwareentwicklung an. Interessant ist hier weder die volkswirtschaftliche Definition noch eine allgemeine betriebswirtschaftliche Variante, die auch auf eine Maschine anwendbar ist.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet kann sich Produktivität generell auf das Hervorbringen von Produkten, konkreten Ergebnissen oder Leistungen beziehen. Oder auch eine schöpferische Kraft bzw. Schaffenskraft beschreiben und die Fähigkeit von Menschen, wertvolle Leistungen zu erbringen.
Das klingt in einem Entwicklungsumfeld als erstrebenswert, hilft bei der Greifbarkeit des Begriffs jedoch nur bedingt weiter. Vielleicht bringt uns ein Blick auf nahestehende Begriffe weiter.
Im Umfeld der Produktivität tauchen weitere Begriffe auf, die teilweise ergänzend oder synonym genutzt werden. Dabei sind „Produktivität“, „Rentabilität“, „Leistung“, „Effizienz“ und „Effektivität“ eng miteinander verbunden und haben doch unterschiedliche Bedeutungen.
In einem idealen Szenario strebt eine Organisation, ein Team oder ein Mensch danach, nicht nur effizient (günstiger Einsatz von Ressourcen), sondern auch effektiv (die gewünschten positiven Ergebnisse zu erzielen) zu sein.
Wie lässt sich das alles in Summe einordnen?
In Defining Productivity in Software Engineering wird das Triple-P-Model zum PE-Modell erweitert, um zu zeigen, wie Zweck, Funktionalität, Qualität und Aufwand sich auf Effektivität, Effizienz, Produktivität, Rentabilität und Leistung beziehen:
Der „Zwiebelcharakter“ des Diagramms zeigt, dass Produktivität einen Teil der Rentabilität ausmacht und fügt weitere Faktoren wie Inflation und Preisgestaltung hinzu. Ebenso umfasst Leistung die Rentabilität und fügt Faktoren wie die Kundenwahrnehmung hinzu.
Und vor allem macht dieses Modell klar, dass ein Softwareteam nur als produktiv gilt, wenn es die von den Kunden benötigten Funktionen entwickelt und wenn es nicht unnötig viel Aufwand für die Entwicklung der Software betreibt.
Was bedeutet dies für die Arbeit mit Entwicklungsteams?
In der Softwareentwicklung bezieht sich Produktivität auf die Effizienz und Effektivität, mit der Software entwickelt wird. Es geht darum, wie gut Entwickler qualitativ hochwertige Lösungen finden, Projekte erfolgreich abschließen und wertvolle Produkte am Markt platzieren können.
Die Produktivität in der Softwareentwicklung ist also eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl die Geschwindigkeit der Code-Erstellung als auch die Qualität der erstellten Software umfasst. Es geht darum, die besten Praktiken und Werkzeuge zu nutzen, um hochwertige Produkte zu entwickeln.
Warum ist es jetzt so schwierig, über die Produktivität von Entwicklern zu sprechen? Abgesehen von der in diesem Artikel behandelten schwierigen Definition und diversen Widerständen hat das mindestens drei Gründe.
All diese Aspekte machen den Begriff der Produktivität so schwammig und das führt zu Geschichten voller Missverständnissen.
Es ist kaum möglich, Produktivität final zu definieren. Von der wirtschaftswissenschaftlichen Sicht bis zur persönlichen Ebene gibt es viele Blickwinkel zu berücksichtigen. Die Besonderheiten der Wissensarbeit kommen erschwerend hinzu.
Das macht zum wiederholten Male klar, dass es umso wichtiger ist, bei Diskussionen und Gesprächen über Produktivität zunächst festzulegen, was das gemeinsame Verständnis dieses Begriffs ist.
Umso verfahrener kann die Situation werden, wenn die Messung der Produktivität in der Softwareentwicklung ins Spiel kommt. Es ist wichtig zu beachten, dass keine einzelne Metrik alle Aspekte abdeckt. Ein umfassender Ansatz unter Verwendung mehrerer Metriken bietet ein genaueres Bild. Es ist auch wichtig, dass die Messungen im Kontext der spezifischen Anforderungen und Ziele des Projekts oder Teams interpretiert werden.
Und das wird Thema zukünftiger Artikel.
Schnapp Dir die 7 Fragen für hochproduktive Entwicklungsteams und buche Deine kostenlose Teamanalyse und wir finden gemeinsam heraus, wie ich Dich am wirkungsvollsten unterstützen kann.