Kennst Du Scrum?


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In meiner alten Firma bekommen alle Neueinstellungen - unabhängig von ihrer "Erfahrungsstufe" - eine Einführungswoche. Ein Block in diesen fünf Tagen ist eine Einführung in Scrum.

Und diese kurze Session hat mir als Trainer immer eine diebische Freude bereitet.

Weißt Du, was Du nicht weißt?

Meine Eingangsfrage war stets: "Wer von euch kennt Scrum nicht?" Aufgrund der bunten Durchmischung der Teilnehmenden gingen immer ein paar Hände nach oben. Alle anderen im Raum haben schon nach Scrum gearbeitet, etwas davon in einer Vorlesung gehört oder im besten Fall sogar eine strukturierte Einführung genossen.

Bei meinen Folgesätzen wurde es dann spannend: "Alle, die gerade die Hände gehoben haben, können sich freuen. Denn die anderen werden euch jetzt Scrum erklären." Und dann wurde es oft sehr still im Raum. Die plötzliche Unsicherheit war förmlich spürbar.

Eine unbeschriftetes Übersichts-Diagramm des Scrum Frameworks

Im dritten Schritt kam gegen den Horror Vacui auf ein großes Whiteboard die Zeichnung einer "Sprintschleife". Ab hier haben wir als Gruppe alle Artefakte, Events und Accountabilities zusammengetragen. Wer einen der Bausteine nannte, musste dabei auch das "wozu" und "wie" beantworten.

Wissen und Nicht-Wissen aufgreifen

Ein Kniff dabei war, dass ich während der Diskussion negative Sprache verwendete:

  • "Nein."
  • "Stimmt so nicht."
  • "Das steht nicht im Scrum Guide."
  • "Warum habt ihr nicht ...?"

Einige der typischen Beispiele, bei denen ich dies tat, die ihr sicherlich alle kennt und die auch schon in anderen Artikeln behandelt wurden:

  • Es gibt das Dev-Team und das Scrum-Team.
  • Im Dev-Team sitzen die Softwareentwickler:innen.
  • Die Product Ownerin kümmert sich um das Projekt.
  • Die Scrum Masterin ist für die Termine zuständig.
  • Im Sprint darf sich nichts an den Aufgaben ändern.
  • Im Sprint Planning setzen wir mithilfe der Velocity fest ...
  • Im Daily beantworten wir die drei Fragen.
  • Im Sprint Review gehen wir jedes einzelne Ticket durch.
  • In der Sprint Retrospektive besprechen wir immer nur die Blöcke "was lief gut" und "was lief schlecht".
  • Im Backlog liegen nur User Stories.
  • Für vernünftige Items nutzen wir eine Definition of Ready.
  • Wir schätzen alles mit Story Points.

Natürlich hat mein Einhaken, Korrigieren und Hinterfragen die Verunsicherung noch erhöht. Und das war meine volle Absicht. Ich wollte Reaktionen und Gegenangriffe provozieren wie:

  • "Aber das haben wir schon immer so gemacht!"
  • "Aber das haben wir bei XYZ so gelernt!"
  • "Aber wie soll denn dann ...?"
  • "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das anders klappt."

Um eines klarzustellen und was selbstverständlich auch in diesen Trainingsrunden besprochen wurde: Die Antworten sind natürlich nicht falsch. Der Scrum Guide hat Lücken und irgendwie müssen diese gefüllt werden.

Fazit

Mein Ziel war es, auf der einen Seite den Blick zu schärfen für den Teil der Scrum "nach Lehrbuch" ist - wobei das Lehrbuch ganze 14 Seiten hat. Und auf der anderen Seite den Teil zu besprechen, der "da draußen halt so gemacht wird", mal mehr oder weniger zielführend ist und streckenweise eher ins Land der Mythen und Legenden gehört.

Mein Ziel war es, den Teilnehmenden zu vermitteln, Dinge nicht blind hinzunehmen oder weiterzuführen. Sie sollen sich damit beschäftigen, dass Entwicklung weiter geht als nur Aufgaben abzuarbeiten. Sie sollen sich bewusst machen, was Scrum ist und was es nicht ist. Und auch, wie sich das Rahmenwerk weiterentwickelt.

Mein Ziel sind erwachsene Wissensarbeitende, die mitdenken, konstruktiv hinterfragen und kontinuierlich lernen.

Zum Abschluss noch eine persönliche Erkenntnis. Der oben erwähnte Einstieg mit der Sprintschleife ist ein Schritt zu spät. Ein besserer Einstieg wäre, die Buchstaben "C F O R C" senkrecht aufzuschreiben. Dann legt mal los ...

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